Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Toto Wolff (Mercedes): Unfall von Sainz beängstigend

Von Mathias Brunner
Toto Wolff

Toto Wolff

​Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff über den schweren Unfall von Carlos Sainz und über die Aussicht, in Sotschi zum zweiten Mal in Folge Marken-Weltmeister zu werden.
Toto, das bestimmende Thema heute war der schwere Unfall von Carlos Sainz. Wie hast du diese Momente erlebt?

Der Unfall von Sainz war beängstigend. Es war ein furchtbares Bild, den Wagen so tief in diesen Barrieren begraben zu sehen. Ich habe das vorhin mit Pistenarchitekt Hermann Tilke besprochen. Generell hat die Barriere getan, wofür sie da ist. Gemäss unserem GPS ist Sainz mit 140 km/h aufgeprallt und so wie es aussieht, hat er keine Verletzungen. Das ist gut. Aber wir müssen einen Weg finden, damit sich ein Auto nicht unter die Barriere bohren kann. Vielleicht müssen wir an solchen Stellen den Asphalt ausschneiden und die Barriere tiefer setzen. Aber ich bin da kein Experte. Wenn ich jedoch daran denke, wie Sturzzonen früher aussahen, dann haben die heutigen Barrieren gewiss geholfen, dass der Spanier unversehrt ist.

Viele Fans würden gerne die Mercedes-Kunden wie Williams mit der jüngsten Motorversion von Mercedes sehen. Wieso ist das nicht möglich?

Der neue Motor, den wir seit Monza haben, ist ein Versuchstriebwerk. Wir wollten damit eine Richtung ausprobieren, von welcher wir uns für 2016 einiges versprechen. Aber wir sind uns da noch nicht sicher. Um diese Übung überhaupt machen zu können, mussten wir uns beim Bau einschränken. Als wir dann ein Problem am V6 von Nico hatten, da wussten wir nicht mal, ob wir genügend Ersatzteile haben, um ihm erneut diesen Motor zu geben. Der Vorsprung liegt nicht in einem Plus an Leistung. Klar sagen die Leute, dieser V6 habe gewiss mehr Dampf. Aber darum geht es gar nicht. Es geht für uns um eine mögliche Entwicklungsrichtung für 2016.

Ihr hattet in Japan am Sonntag Probleme mit der Kühlung. Damals wurde es vom Training zum Rennen markant wärmer. Damit ist auch hier zu rechnen. Habt ihr für dieses Mal eine grössere Sicherheitsmarge?

Du suchst immer nach dem idealen Kompromiss zwischen aerodynamischer Effizienz und einer guten Bremskühlung. Wenn du da nicht vorsichtig bist, kannst du sehr schnell Probleme bekommen, wenn die Fahrer einem Gegner folgen. Du suchst also nach einer guten Aero-Lösung, ohne jedoch die Bremse zu kompromittieren.

Was für ein Erfolg wäre es für dich, wenn morgen der WM-Titel vorzeitig sichergestellt werden kann?

Ein enormer Erfolg. Das wäre der zweite Titel in Folge, und das macht dich als Hersteller natürlich stolz. Wir würden ein weiteres Kapitel zu reichen Rennhistorie von Mercedes hinzufügen können. Das kann dir keiner nehmen. Aber für die meisten Fans ist wohl der Fahrer-Titel relevanter. Das ist dann das nächste Ziel zum Abhaken.

Was mich so stolz macht: Das ist eine so grosse Gruppe hingebungsvoller Mitarbeiter, die in Brackley, Brixworth und Stuttgart für die Formel 1 arbeiten. Ich weiss, das klingt für euch fad, weil ich das immer und immer wieder sage, aber ich finde es schon bemerkenswert, einen Grand-Prix-Rennwagen zu bauen, der eine Ära dominiert. Was mich auch freut: Dass wir es schaffen, die meisten Mitarbeiter zu halten. Wir hatten kaum Abgänge. Wir haben auch Rückschläge wie in Malaysia und Singapur weggesteckt und haben zurückgeschlagen.

Sind die WM-Hemden schon gedruckt?

(Leicht verlegen) Ja, die liegen oben bereit. Ich kann ja schlecht so tun, als hätten wir nichts vorbereitet, und dann marschieren auf einmal alle damit herum! Aber ich rede nicht so gerne darüber, weil ich mir immer vorstelle, dass das ein schlechtes Omen ist. Ich klopf also auf Holz. Früher oder später werden wir sie wohl tragen dürfen.

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