Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Jack Miller (KTM): «Mit Full Attack ins Sprintrennen»

Von Günther Wiesinger
Jack Miller: 0,037 sec vor Viñales

Jack Miller: 0,037 sec vor Viñales

Nach dem Portimão-Bestzeit vom Freitag erklärte Jack Miller im Detail, warum er sich so rasch mit der KTM angefreundet hat und warum er Albi und Pipi so dankbar ist.

Jack Miller präsentierte sich bei den beiden Wintertests 2023 in Sepang und Portimão konstant, aber vielversprechend fielen seine Leistungen nicht aus. Platz 17 in Malaysia mit einem Rücstand von 0,941 Sekunden, und dann Platz 18 in Portugal mit einem Abstand von 1,012 Sekunden auf die Bestzeit von Pecco Bagnaia, seinem letztjährigen Ducati-Lenovo-Teamkollegen.

Trotzdem wirkte «JackAss» keine Sekunde verzagt. Er scherte sich nicht darum, dass an manchen Tagen gleich acht Ducati vor ihm lagen, also jenes Bike, das er vor einem Jahr im Mai abgelehnt hat, als ihn die Italiener zu Pramac-Ducati verschieben wollten.

Der 28-jährige Australier erzählte bei den Wintertests immer wieder, dass er sich mit den Ingenieuren von KTM damit beschäftige, das Elektronik-Set-up umzukrempeln, denn er wollte mehr in den eigenen Händen und mehr Punch beim Beschleunigen haben.
«Hier haben wir den Vorteil der zwei Testtage gehabt», stellte Jack fest. «Aber wir werden auf Strecken kommen, auf denen wir technische Änderungen ins ehr kurzer Zeit über die Bühne bringen müssen. Deshalb müssen wir diesen Prozess beschleunigen. Aber die wissen das bei KTM, sie beschäftigen sich seit einiger Zeit damit. Wir werden da bald Fortschritte sehen. Wir müssen uns alle Bereiche zu Herzen nehmen. Der neue Big-Bang-Motor, den wir in Sepang bekommen haben, hat bei der Fahrbarkeit einen großen Unterschied gemacht. Die Leistungskurve ist wirklich sehr schön, die Motorleistung ist relativ gut, obwohl die Ducati natürlich extrem schnell sind. Aber am Freitag habe ich mit einem Windschatten eine Ducati überholen können; das hat mir gutgetan.»

Doch Miller will nach dem ersten Tag noch nicht über Siege oder Podestplätze sprechen. «Wir fokussieren uns auf unsere Arbeit. Die Rundenzeit von 1:37,7 min hat uns überrascht. Das war eine erfreuliche Draufgabe und ich konnte auf der KTM vorne für die Zeitenjagd den weichen Vorderreifen nehmen, wie ich es bei Ducati gemacht habe. Das unterscheidet sich stark von dem, was KTM in der Vergangenheit getan hat.»

«Jetzt warten wir ab, was wir am Samstag im Q2 zustande bringen», stellte Miller fest. Danach wird das Sprintrennen mit ‘full attack’ in Angriff genommen.» Aber Miller weiß: Der Soft-Vorderreifen wird das Sprintrennen nicht überleben.
«Ich wollte am Ende keinen Run mehr mit den Medium-Reifen machen. Aber wir hatten schon beim Test und heute immer Probleme im letzten Sektor», erzählte der KTM-Werkspilot. «Ich habe dort immer arg gelitten, auch am Freitag, deshalb haben wir vor dem entscheidenden Run im FP2 eine kleine Anpassung gemacht. Ich bin nur eine fliegende Runde gefahren, um zu checken, ob sich diese Änderung bewährt. Dann haben wir neue Reifen reingesteckt und haben eine anständige Zeit erzielt.»
Miller hat im Vorjahr auf der Ducati den Mandalika-GP gewonnen und dazu in Jerez und Le Mans 2021. Hat er erwartet, dass er die Umstellung auf die oft problematische KTM zu rasch bewältigt? Und hat er die Ducati schon vergessen?

«Nein, vergessen habe ich sie natürlich nicht. Aber ich habe dort viel gelernt, und diesen Erfahrungsschatz bringe ich jetzt zu meinem neuen Arbeitgeber und zu diesem Projekt. Das war ausschlaggebend für unsere Fortschritte. Und deshalb haben sie mich ja auch verpflichtet. Ich hatte viele Informationen von den früheren Jungs. Außerdem bin ich ein netter Bursche und war deshalb in der Lage, Albi und Pipi aus meiner Ducati-Mannschaft mitzubringen, das hat dem ganzen Prozess geholfen. Ich kann sagen, was ich will, aber ich kann die technischen Probleme nicht so vertieft erklären wie diese beiden. Dass mich Albi und Pipi jetzt bei KTM unterstützen, das ist extrem hilfreich. Sie hatten Vertrauen in dieses Projekt. Und ich bedanke mich bei ihnen, dass sie mit mir die Seiten gewechselt haben.»

Bei KTM waren jetzt auch ein neuer Heckflügel zu sehen. Miller verzichtete am Freitag auf ihn. «Ich finde diese Flügel sehr hässlich. Wenn wir ihn nicht unbedingt brauchen, lasse ich ihn nicht montieren. Am Ende des Tagen haben wir unseren eigenen Plan verfolgt. Meine größten Probleme hatten mit der Elektronik zu tun. Ich musste zuerst die Strategie verstehen, dann habe ich sie verändert, wir gingen in eine andere Richtung, mit der ich mich wohler fühle, weil ich bei den elektronischen Systemen mehr selber in der Hand habe. Darauf habe ich fast meine ganze Aufmerksamkeit gerichtet.»

MotoGP-Ergebnis nach FP2, Portimão (24.3.):

1. Miller, KTM, 1:37,709 min
2. Viñales, Aprilia, + 0,037 sec
3. Bagnaia, Ducati, + 0,147
4. Marini, Ducati, + 0,190
5. Martin, Ducati, + 0,282
6. Quartararo, Yamaha, + 0,306
7. Zarco, Ducati, + 0,403
8. Bezzecchi, Ducati, + 0,449
9. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,544
10. Bastianini, Ducati, + 0,547
11. Alex Márquez, Ducati, + 0,676
12. Mir, Honda, + 0,685
13. Rins, Honda, + 0,707
14. Marc Márquez, Honda, + 0,710
15. Nakagami, Honda, + 1,118
16. Augusto Fernández, GASGAS, + 1,173
17. Raúl Fernández, Aprilia, + 1,195
18. Brad Binder, KTM, + 1,201
19. Oliveira, Aprilia, + 1,249
20. Morbidelli, Yamaha, + 1,296
21. Di Giannantonio, Ducati, + 1,712
22. Pol Espargaró, GASGAS, + 2,421


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