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Nicki Pedersen: «Habe in diesem Sport alles erlebt»

Von Manuel Wüst
Nicki Pedersen reiht sich mit drei Weltmeistertiteln in die Riege herausragender Athleten im Speedway-Sport ein. Grund genug, ihm Tag 19 im SPEEDWEEK-Adventskalender zu widmen.

Jeder Sport braucht Typen, an denen sich die Geister scheiden, die man entweder hasst oder liebt. Ein solcher Charakter ist Nicki Pedersen: Zum einen einer der besten Speedwayfahrer seit der Jahrtausendwende, aber auch einer, der seinen Emotionen auf und neben der Bahn freien Lauf ließ und bei dem neben den Fäusten auch mal Utensilien durch die Box flogen. Gleichzeitig gehört er zu den professionellsten Fahrern und ist privat ein sehr angenehmer Zeitgenosse.

Im Jahr 2000 kam der Däne über den Challenge in Abensberg in den Grand Prix, nachdem er sich zunächst über die Verliererrunde im damaligen K.o.-System mit 24 Heats kämpfte, insgesamt sieben Läufe bestritt und sich so seinen Platz erarbeiten musste. Sein unbändiger Kampfgeist war schon damals offensichtlich.

«Ich durfte nicht nach Großbritannien gehen, bevor ich die Ausbildung abgeschlossen hatte», erzählte Pedersen von der Anfangszeit. «An dem Tag, an dem ich dieses Zertifikat mittags um 12 Uhr erhalten hatte, bestieg ich eine Fähre, die Esbjerg um 18 Uhr nach Harwich verließ. Am nächsten Tag begann ich meine professionelle Speedway-Karriere. Um Weltmeister oder ein guter Speedway-Fahrer zu werden, muss man auf den britischen Bahnen fahren. Ich wusste, dass das wichtig war. Damals erhielt ich etwa 20 Pfund pro Punkt und 150 Pfund pro Woche für meine Unterkunft bei einer Familie. Es war eine harte Zeit, aber es war auch die beste Zeit, die ich je erlebt habe. Ich weiß, dass man hart arbeiten muss, um seine Ziele zu erreichen.»

Bevor sich Nicki seinen Platz im Grand Prix erkämpfte, war er bei zwei Events mit Wildcard dabei. «Ich hatte die Chance in Linköping und habe das nicht gut gemacht», erinnerte sich Pedersen. «Dann bin ich in Vojens gefahren und schaffte es ins Finale. Vor dem Rennen sagte mir einer im Sponsorenzelt, dass sie an mich glauben und wollen, dass ich im Finale bin. Sie sagten, wenn ich im Finale wäre, wollen sie mein Hauptsponsor für das nächste Jahr werden. Ich hatte an diesem Abend viel Druck, aber ich habe es geschafft. Ich liebe solche Herausforderungen.»

Im ersten Grand Prix der Saison 2001 fuhr Pedersen in Berlin auf den dritten Platz. Dennoch verpasste er trotz des starken Auftakts die Qualifikation für die Saison 2002. Er musste erneut in den Challenge und überstand diesen mit dem zweiten Platz.

2002 verpasste Pedersen trotz seines ersten GP-Siegs die Qualifikation für 2003, wurde aber mit einer Dauer-Wildcard ausgestattet. Er kam stark in die Saison und war in den ersten sechs Grands Prix fünfmal im Finale. Die Spannung gipfelte im letzten Rennen in Hamar, wo es zwischen Jason Crump und dem Dänen um den Titel ging.

«Jason lag einen Punkt vor mir und wir haben beide das Halbfinale erreicht. In meinem Halbfinale machte Bjarne Pedersen einen guten Start und war vorne, ich war Letzter. Ich quetschte mich an Scott Nicholls und Tomasz Gollob vorbei und plötzlich war ich Zweiter und schaffte es ins Finale», schmunzelte der Mann aus Odense auf der Insel Fünen. «Vor dem Halbfinale hatte ich gehofft, dass Jason im ersten Halbfinale stehen würde, denn dann könnte ich sehen, ob er das Finale erreicht. Wenn ich zurückblicke, war es eigentlich gut, dass ich Druck auf Jason ausüben konnte.»

Der Australier kam im zweiten Halbfinale zum Einsatz, brachte in diesem Rune Holta zu Fall und wurde ausgeschlossen, womit Pedersen erstmals Weltmeister war. «Wir haben gewartet und gewartet und plötzlich hat der Schiedsrichter die Entscheidung getroffen. Dann schrien und schrien wir in der Box, es war unvergesslich.»

2007 und 2008 gewann Pedersen seine WM-Titel Nummer 2 und 3. «Das Geheimnis war meine Fitness, daran besteht kein Zweifel. Wir haben anders trainiert und Dinge speziell für einen Speedway-Fahrer entwickelt», erklärte Pedersen, der als Erster seit Tony Rickardsson 1998/1999 seinen Titel im Grand Prix verteidigen konnte. «Ich war 2003 kein konstanter Fahrer, aber über elf Veranstaltungen war ich der konsequenteste. 2007 hatte ich ein anderes Level, ich war absolut der Beste. Bei den ersten beiden Rennen habe ich 47 von 48 möglichen Punkten geholt. Ich war allen einen Schritt voraus, die ganze Saison. Wenn du die Nummer 1 bist, hast du niemanden außer dir selbst zu schlagen. Das ist ein Gedankenspiel im Kopf und das ist hart. Aber es war der nächste Schritt. Als ich 2007 gewann, wusste ich direkt nach meinem letzten Rennen, dass mein nächster Schritt darin bestand, es wieder zu schaffen.»

Auch im Alter von 46 Jahren und mit drei Weltmeistertiteln denkt Pedersen nicht ans Aufhören und hat für 2024 Ligaverträge unterschrieben. Er wird auch weiterhin als Manager der dänischen Nationalmannschaft fungieren, den Job hat Nicki zur Saison 2023 von Hans Nielsen übernommen. Im World-Cup dieses Jahr fuhr Teammanager Pedersen nach seiner schweren Hüftverletzung sogar selbst mit, was es so vorher noch nie gab.

«Ich habe alles durchgemacht – absolut alles in diesem Sport und im Leben», sagt der Evergreen, der als Fahrer viermal den World-Cup gewann und 2023 als Teammanager Bronze holte. «Ich war jung und reiste. Ich hatte Freundinnen und auch mal keine. Ich hatte Sponsoren und Geld und dann wieder keins. Ich kann zu allem etwas sagen, wenn die Jungs mich anrufen.»


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