Formel 1: Aus für Perez bei Red Bull Racing

Ex-Norton-Boss Garner: Macht er nun Privatkonkurs?

Von Rolf Lüthi
Alle Hintergründe zum Norton-Debakel: Garners Beschwerde abgewisen - ist er nun bankrott?

Alle Hintergründe zum Norton-Debakel: Garners Beschwerde abgewisen - ist er nun bankrott?

Im Juni wurde Stuart Garner, ex-Besitzer von Norton, vom Pensionskassen-Ombudsmann zur Rückzahlung von 14 Mio. £ verpflichtet. Ein Gericht hat nun Garners Beschwerde gegen dieses Urteil abgelehnt.

Es ist nur ein weiteres Kapitel in einer schlimmen Geschichte, die 2008 oder noch früher begann. Damals kaufte der gelernte Wildhüter und Besitzer eine Feuerwerksfirma Stuart Garner die Motorradmarke Norton samt allen Plänen und Prototypen, um die einst glorreiche Motorradmarke wieder auferstehen zu lassen. Heute ist erwiesen, dass dieser Kauf mit Geld abgewickelt wurde, das teilweise aus einem Steuerbetrug in Zusammenhang mit nicht existierenden Pensionskassen stammte.

Als Norton in finanzielle Nöte geriet, entdeckte Garner die Möglichkeiten, welche Pensionskassenfonds bieten: Er missbrauchte diese Einrichtung als vorübergehende Lösung seiner Liquiditätsprobleme. In England kann jeder Arbeitnehmer selber wählen, in welche Pensionskasse er einzahlen will. Und jedermann kann unter Einhaltung von einschlägigen Gesetzen Pensionskassenfonds anbieten.

Das tat nun Garner mit drei Fonds, die er Dominator 2012, Commando 2012 und Donington MC nannte. Der Verkauf der Fondsanteile oblag Simon Golfer. Dieser wurde schon 2018 wegen Betrugs in Zusammenhang mit dem Verkauf von Pensionskassenfonds zu 12 Monaten Haft bedingt verurteilt.

Garner beteuert seine Unschuld oder Ahnungslosigkeit in beiden Fällen. Er hätte von der kriminellen Herkunft des Geldes und auch von den betrügerischen Machenschaften beim Verkauf der Fondsanteile nichts gewusst und sei in beiden Fällen ein Opfer von Betrügern.

Ahnungslose Sparer zahlten in die drei Pensionskassenfonds insgesamt 14 Mio £ ein. Dieses Geld muss gemäss btitischem Pensionskassengesetz sicher angelegt werden. Garner steckte die gesamten Einlagen in Norton, deren Besitzer und CEO er war. Am 29. Januar 2020 war Norton bankrott. Damit waren auch die Fondseinlagen weg, verbrannt in einer nie rentablen Firma.

Im Juni 2020 verurteilte die britische Pensionskassenaufsicht (genannt Ombudsmann) Garner zur Rückzahlung von 14 Mio. £ in die Fonds-Einzahler. Garners gerichtliche Beschwerde gegen dieses Urteil wurde nun kur vor Weihnacht abgewiesen.

Der Insolvenzverwalter verkaufte Norton für 16 Mio. £ an den indischen Motorradhersteller TVS. Der hat Norton inzwischen in neue Gebäude nach Solihull bei Birmingham/England verlegt und arbeitet daran, die Produktion wieder aufzunehmen.

Theoretisch würden die 16 Mio. £ von TVS ja ausreichen, damit Garner die betrogenen Kleininvestoren seiner Pensionskassenfonds doch noch auszahlen kann. In der Praxis sind die 16 Mio. £ wohl bereits ausgegeben, um andere Gläubigerforderungen zu begleichen. In der Gläubigerhierarchie stehen die Investoren – und dazu gehören auch Investoren in Pensionkassenfonds – an letzter Stelle.

Dass Garner selbst die 14 Mio. zurückzahlen wird – dazu wurde er von der britischen Pensionkassenaufsicht verurteilt – ist aussichtslos. Das Verfahren eines Privatkonkurses läuft bereits. Es ist leider gut möglich, dass Garners Gläubiger – darunter die Kleinsparer des Pensionskassenfunds – mit wertlosen Schuldscheinen abgespeist werden, während Garner, obwohl offiziell verarmt, weiterhin ein luxuriöses Lebens führt.

Die ganze Geschichte würde wohl bald ein Buch füllen. SPEEDWEEK beichtete mehrmals, inzwischen wurde daraus eine ganze Artikelsammlung, die sich wie ein spannender Roman liest. Hier die wichtigsten Artikel zum Thema Norton, chronologisch geordnet:

September 2010: Norton plant GP-Comeback

Dezember 2012: Gescheiterte MotoGP-Projekte

August 2017: Vertrag mit Zongshen

November 2017: Neue Modellreihe mit 650 ccm

Januar 2018:Vertriebsmanager Andreas Leuthe erklärt Expansionsstrategie

Februar 2018: John McGuiness fährt TT für Norton

April 2018: McGuiness kann nicht starten

Juli 2018: Norton Atlas soll 2018 auf den Markt kommen

Oktober 2018: Norton-Historie seit 1898

November 2018: Norton Atlas vorgestellt

März 2019: Norton Dreamteam für die TT

Juni 2019: McGuiness (Norton) fällt an TT in 1. Runde aus

November 2019: Norton mit Karbonrahmen und Kompressor

Dann geht es plötzlich Schlag auf Schlag in die Pleite:

12. Januar 2020: Stundung von Steuerschulden

30. Januar 2020: Norton zahlungsunfähig

1. Februar 2020: Recherchen zu Hintergründen der Insolvenz

2. April: 2020: Die ganze Garner-Norton-Story

11. April 2020: Insolvenzverwalter über das Debakel

18. April 2020: TVS kauft Norton

3. Juni 2020: Neuer Norton-CEO zur Zukunft der Marke

30. Juni 2020: Garner muss 14 Mio- £ zahlen

4. Dezember 2020: Stand bei Norton unter TVS-Führung

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Schon gesehen?

Siehe auch

Kommentare

Die zehn besten Fahrer der MotoGP-Saison 2024

Von Michael Scott
Am Ende der Saison 2024 gilt es wieder, die Top-10 der Fahrer aus den Klassen MotoGP, Moto2 und Moto3 zu wählen. Alle zeigten Leidenschaft, einige von ihnen stachen heraus.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Do. 12.12., 23:40, Motorvision TV
    Classic Races
  • Do. 12.12., 23:45, Hamburg 1
    car port
  • Do. 12.12., 23:50, SPORT1+
    Motorsport: Michelin Le Mans Cup
  • Fr. 13.12., 00:00, Motorvision TV
    Legends Cars National Championship
  • Fr. 13.12., 00:05, SPORT1+
    Motorsport: European Le Mans Series
  • Fr. 13.12., 02:40, Motorvision TV
    On Tour
  • Fr. 13.12., 03:30, Motorvision TV
    Tuning - Tiefer geht's nicht!
  • Fr. 13.12., 03:45, Hamburg 1
    car port
  • Fr. 13.12., 03:55, Motorvision TV
    US Pro Pulling
  • Fr. 13.12., 04:20, Motorvision TV
    Top Speed Classic
» zum TV-Programm
6.762 20111003 C1212212013 | 4