KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Aki Ajo: Warum er von Remy Gardner begeistert ist

Von Günther Wiesinger
Das Red Bull KTM Ajo-Team zeigte bei den Katar-Test in beiden Klassen ausgezeichnete Leistungen. Remy Gardner (23) zählt in der Moto2 zu den Favoriten. Teamchef Aki Ajo will aber noch keine Prognosen abgeben.

Das Red Bull KTM-Ajo Team erlebte auf dem Losail International Circuit in den Klassen Moto3 und Moto2 am Wochenende drei positive Testtage. Ajos Moto2-Neuzugang Remy Gardner (er ersetzt Jorge Martin) hielt sich an allen drei Tagen in den Top-5 auf, am Schluss fehlten ihm nur 0,048 sec auf die Bestzeit von Sam Lowes, und Klasseneuling Raúl Fernandez verlor mit seiner Kalex als Achter auch nur 0,375 Sekunden. Dazu kam ein erfreuliches Fazit in der Moto3-Klasse: Bestzeit für den neuen Ajo-Schützling Jaume Masia (19 Jahre alt, seit dem Österreich-GP 2017 in der WM) vor dessen Teamkollegen Pedro Acosta (16).

Doch das Team des Finnen Aki Ajo bricht nach diesen Ergebnissen nicht in Euphorie aus. Ajo Motorsport hat bereits 96 GP-Siege und total 198 Podestplätze errungen. Dazu hat der finnische Rennstall von Aki Ajo in der kleinsten Klasse (125 ccm/Moto3) schon vier WM-Titel gewonnen. 2008 mit Mike di Meglio (auf Derbi 125), 2010 mit Marc Márquez (auf Derbi 125), 2012 mit Sandro Cortese (auf KTM-Moto3) und 2016 mit Brad Binder (auf KTM-Moto3). In der Moto2 heimste Johann Zarco 2015 und 2016 zwei Moto2-Titel bei Ajo ein; außerdem landeten Oliveira und Binder in den Jahren 2017 und 2019 in der Moto2-WM auf einer Red Bull Ajo-KTM auf dem zweiten WM-Rang.

Aki Ajo will sich jedoch nicht in die Favoritenrolle drängen lassen. «Wenn am Freitag das GP-Training beginnt, bekommen wir für die guten Testergebnisse noch keine Punkte», hält Aki Ajo im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Und es ist seit langer Zeit immer unser Stil, dass wir zwar auf einen guten Saisonstart hoffen. Aber für mich ist es wichtiger, während der ganzen Saison stark und konstant zu sein. ich verlange nicht, dass wir in Katar auf dem Podest stehen. Wir müssen Punkte sammeln. Und ich habe das Gefühl, dass wir mit Remy in diesem Jahr in der Moto2-Klasse um einen vorderen Platz in der Meisterschaft kämpfen können. Deshalb muss unser Ziel sein, solide und konstante Leistungen zu bringen. Das ist unser Plan.»

Aki Ajo erinnert sich an 2021: Im Vorjahr begann Schützling Nagashima die WM mit einem ersten und einem zweiten Platz, dann sackte er auf den achten WM-Rang ab. Ajo: «Deshalb betone ich: Es ist nicht entscheidend, das erste Renen zu gewinnen. Wir müssen bei unseren Fahrern zu einer beständigen Performance finden. Bei den ersten Rennen brauchen wir einen guten Grundspeed. Dann können wir nach zwei, drei Grand Prix über neue Ziele nachdenken.»

In der Moto2-Klasse liegen die Testzeiten wieder sehr eng beisammen. Nur 0,5 sec trennen die Top-10.

Doch Teambesitter Aki Ajo will noch keine Favoriten nennen. «Ich will mir über die anderen Fahrer nicht den Kopf zerbrechen. Wir kümmern uns um unsere eigenen Aufgabe. Besonders zu diesem Zeitpunkt denke ich nicht an die anderen. Wenn am Ende des Jahres die Situation so aussieht, dass unsere Fahrer um die Meisterschaft kämpfen können, dann kann man sich für die letzten Rennen ein bisschen Gedanken machen. Vieleicht kann man sich auch schon nach der ersten Saisonhälfte eine Strategie zurechtlegen und beobachten, was andere Titelanwärter machen. Jetzt ist es zu früh dafür. Jetzt ist es Zeit, den Grundstein für eine konstante Performance zu legen.»

Remy Gardner hat schon nach dem WM-Finale in Portimão einen Testtag auf der Red Bull-Kalex abgespult. Ajo lobte damals die rasche Anpassungsfähigkeit des Australiers. Inzwischen kennt der Finne den Portugal-GP-Sieger deutlich besser. «Remy ist zwar erst 23 Jahre alt, aber er hat bereits Erfahrung. Er hat mit seinen 23 Jahren schon 97 Grand Prix bestritten und 2016 in der Moto2-WM debütiert. Er versteht diese Kategorie gut, er war in vielen unterschiedlichen Teams. Das hat sein Verständnis verbessert; er weiß, was er für sich braucht und wie er mit dem Team zusammenarbeiten muss. Mir ist auch aufgefallen, dass er sehr schnell lernt. Remy hat eine starke eigene Meinung, das ist hilfreich und gut. Remy muss aber auch einsehen, dass wir ihm heute als Team sehr viel Hilfestellung geben können, wir haben viel mehr Manpower und können ihn gut unterstützen. Ich habe schon im vergangenen Frühjahr viele Gespräche mit ihm geführt. Wir standen seit Sommer immer in Kontakt. Inzwischen weiß ich, dass er sehr lernbegierig ist. Wenn er merkt, dass ihm das Team helfen kann, nimmt er diese Unterstützung gerne an.»

«Remy hat ein sehr gutes Basisgefühl für das Motorrad», lobt Aki Ajo. «Die Art und Weise, wie er beim Fahren mit dem Bike umgeht, beeindruckt mich sehr. Außerdem ist er bei allen Witterungsverhältnissen und Streckenbedingungen konstant schnell. Ich sehe, dass er sich immer wohl fühlt auf dem Motorrad und gut versteht, was er bei welchem Griplevel riskieren kann.»

Es ist längst kein Geheimnis mehr: Gardner spielt auch in den MotoGP-Plänen von KTM eine Rolle. Papa Wayne gewann die 500-ccm-WM bekanntlich 1987 auf der Rothmans-Honda NSR 500. Deshalb wurde die Startnummer 87 zum Markenzeichen von Remy. 

Moto2, Katar-Test, kombinierte Zeitenliste des 21. März:

1. Sam Lowes, Kalex, 1:58,655 min
2. Marco Bezzecchi, Kalex, + 0,013 sec
3. Remy Gardner, Kalex, + 0,048
4. Jake Dixon, Kalex, + 0,182
5. Xavi Vierge, Kalex, + 0,216
6. Bo Bendsneyder, Kalex, + 0,249
7. Nicolò Bulega, Kalex, + 0,320
8. Raul Fernandez, Kalex, + 0,375
9. Albert Arenas, Boscoscuro, + 0,427
10. Aron Canet, Boscoscuro, + 0,550
11. Stefano Manzi, Kalex, + 0,676
12. Ai Ogura, Kalex, + 0,679
13. Cameron Beaubier, + Kalex, + 0,695
14. Joe Roberts, Kalex, + 0,706
15. Marcel Schrötter, Kalex, + 0,818
16. Tony Arbolino, Kalex, + 0,858
17. Jorge Navarro, Boscoscuro, + 0,861
18. Fabio Di Giannantonio, Kalex, + 0,866
19. Hector Garzo, Kalex, + 0,881
20. Tom Lüthi, Kalex, + 1,003
21. Somkiat Chantra, Kalex, + 1,021
22. Marcos Ramirez, Kalex, + 1,048
23. Lorenzo Baldassarri, MV Agusta, + 1,076
24. Augusto Fernandez, Kalex, + 1,084
25. Celestino Vietti, Kalex, + 1,253
26. Lorenzo Dalla Porta, Kalex, + 1,314
27. Yari Montella, Boscoscuro, + 1,505
28. Simone Corsi, MV Agusta, + 1,681
29. Barry Baltus, NTS, + 1,848
30. Hafizh Syahrin, NTS, + 2,218

Moto3, Katar-Test, kombinierte Zeitenliste des 21. März:

1. Jaume Masia, KTM, 2:04,263 min
2. Pedro Acosta, KTM, + 0,306 sec
3. Dennis Foggia, Honda, + 0,440
4. Izan Guevara, GASGAS, + 0,455
5. Gabriel Rodrigo, Honda, + 0,527
6. John McPhee, Honda, + 0,624
7. Jeremy Alcoba, Honda, + 0,665
8. Romano Fenati, Husqvarna, + 0,840
9. Filip Salac, Honda, + 0,883
10. Darryn Binder, Honda, + 0,885
11. Xavier Artigas, Honda, + 0,953
12. Jason Dupasquier, KTM, + 0,962
13. Niccolò Antonelli, KTM, + 1,024
14. Kaito Toba, KTM, + 1,058
15. Sergio Garcia, GASGAS, + 1,093
16. Ayumu Sasaki, KTM, + 1,134
17. Stefano Nepa, KTM, + 1,241
18. Andrea Migno, Honda, + 1,477
19. Ryusei Yamanaka, KTM, + 1,657
20. Carlos Tatay, KTM, + 1,665
21. Lorenzo Fellon, Honda, + 1,684
22. Deniz Öncü, KTM, + 1,753
23. Maximilian Kofler, KTM, + 2,218
24. Yuki Kunii, Honda, + 2,225
25. Riccardo Rossi, KTM, + 2,436
26. Andi Farid Izdihar, Honda, + 2,747
27. Adrian Fernandez, Husqvarna, + 2,757


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