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James Vowles: «Williams hat wieder einen Namen»

Von Mathias Brunner
​Mitte Januar 2023 wurde bekannt, dass der langjährige Mercedes-Strategiechef James Vowles das Ruder bei Williams übernimmt. Ein gutes Jahr später spricht der Engländer über die Fortschritte.

Das war der Tiefpunkt: 2019 eroberte Williams in der Formel-1-WM exakt einen Punkt, 2020 gar keinen. Das drittälteste GP-Team nach Ferrari und McLaren stand vor dem Kollaps. Dann betrat eine US-amerikanische Investorengruppe die Formel-1-Bühne, Dorilton Capital übernahm den heruntergewirtschafteten Rennstall.

Der Mann, der Williams zurück auf die Siegerstraße führen soll, heißt James Vowles. Der langjährige Chefstratege von Mercedes ergriff die Gelegenheit beim Schopf, um seinen Formel-1-Traum zu verwirklichen – einen GP-Rennstall zu führen.

Bald erkannte der 44-jährige Engländer: «Wir haben bei Williams gute Leute. Aber sie konnten sich in den vergangenen 15 Jahren aus verschiedenen Gründen nicht gut einbringen. Das Know-how ist da, die Hingabe auch, und beides ist Grundlage, damit Williams vorrückt.»

«Ich schätze, der elementare Punkt ist – es mangelt an der Struktur, und als Erstes müssen wir einen Technikdirektor und einen leitenden Aerodynamiker finden.» Vowles konnte den erfahrenen Pat Fry davon überzeugen, zu Williams zu kommen. Ein toller Fang. Fry arbeitet seit 1. November 2023 bei Williams.

James Vowles: «Die Leute haben gesehen, dass ich einen komfortablen Posten bei Mercedes verlassen habe, um zu Williams zu gehen. Nun sehen sie, dass Pat von Alpine zu uns gekommen ist. Die Botschaft ist klar – Williams ist wieder etwas wert, Williams hat wieder einen Namen. Und das wird Signalwirkung haben für weitere Fachkräfte. Williams durchläuft einen Kulturwandel, und die Menschen verstehen es. Wir werden anders wahrgenommen als vor zwölf Monaten. In den vergangenen Jahren hätten die Menschen denken können, Williams sei nur noch da, um das Feld zu füllen. Nun wissen die Leute – wir sind auf einer Mission.»

«Ich habe erstmals mit Pat über eine Veränderung gesprochen, da hatte ich bei Williams noch gar nicht angefangen. Ich habe ihm klargemacht, was ich alles mit Williams plane. Und ich wusste – diesen Mann will ich haben. Denn Pat ist einer jener Technikchefs, die einem Team Struktur und Systematik geben können. Genau solch einen Mann brauchen wir jetzt. An sich wollte Fry bei Alpine bleiben, aber im April konnte er sehen, was wir alles hier aufgleisen. Also wollte er bei uns mitmachen.»

James Vowles weiter: «Ich hatte bei Mercedes das Privileg, in einer Organisation zu arbeiten, in welcher die Fachkräfte fast alles erhalten haben, um das sie baten. Das ist ein krasser Gegensatz zum neuen Umfeld, auch vor dem Hintergrund des Kostendeckels. Ich will beim Personal nicht überstürzt handeln, sondern in Ruhe jenen Mann finden, der ideal zum Posten passt.»

Vor dem Hintergrund eines stabilen Reglements weiß Vowles: «Der Raum für Verbesserung ist begrenzt. Die echte große Chance für einen Schritt nach vorne wird 2026 kommen, wenn die Formel 1 ein neues Reglement erhält. Wir haben Einiges investiert in Sachen Infrastruktur, wir haben neue Leute eingestellt. Bis sich das alles bemerkbar macht, wird Zeit vergehen.»

Was 2024 angeht, so hat Williams die Entwicklung des 2023er Modells früh abgeschlossen, um sich auf den neuen Wagen zu konzentrieren. Vowles im vergangenen September: «Wir wollen im Mittelfeld vorrücken, und das schaffen wir nur dann, wenn wir uns früh genug auf die kommende Saison vorbereiten. Vor dem Hintergrund des Kostendeckels investieren wir lieber ins nächstjährige Auto. Wir sind auch weiter am Umkrempeln des Rennstalls, und alles geht nun mal finanziell nicht.»

«Wenn ich auf meine ersten zwölf Monate zurückblicke, dann ist die vorrangige Emotion – Stolz. Ich bin stolz darauf, was wir im vergangenen Jahr erreicht habe. Ich bin einer, der Tag und Nacht an Racing denkt. Die letzten Gedanken, bevor ich einschlafe, drehen sich um Williams, die ersten Gedanken, wenn ich aufwache, drehen sich um Williams. Die Leute bei Williams verströmen Rennleidenschaft, es mangelte hier nie an Racing-Mentalität, sondern vor allem an der Infrastruktur. Wir sind dabei, die zu optimieren.»

«Wir haben 2023 einen guten Job gemacht, nicht fabelhaft, aber solide. Wir wissen jedoch, wie groß die Lücke zur Spitze ist. Es wäre vermessen zu denken, dass wir diese Lücke in einem Jahr schließen, so funktioniert Formel 1 einfach nicht. Aber wir werden vorrücken, da bin ich mir ganz sicher, weil ich die Leidenschaft und den Durchhaltewillen der Menschen spüre.»

«Worauf ich mich im Moment am meisten freue – auf diesen Gänsehautmoment, wenn unser Auto beim Wintertest in Bahrain aus der Box zum ersten Mal auf die Bahn fährt. Das ist ein unvergleichliches Gefühl. Fast 1000 Fachleute arbeiten beinahe ein Jahr lang an einem solchen Rennwagen, und dann gipfelt das in diesem einen Moment, wenn all deine Hoffnung und Wünsche und Ziele mit diesem Auto auf die Bahn gehen. Teil davon zu sein, das ist großartig.»

Formel-1-Präsentationen

05. Februar: Sauber
07. Februar: Alpine
08. Februar: Visa Cash App RB
12. Februar: Aston Martin
13. Februar: Ferrari
14. Februar: Mercedes
14. Februar: McLaren
15. Februar: Red Bull Racing

Formel-1-Wintertests

21.02. bis 23.2. in Bahrain

Formel-1-WM 2024

02.03. Bahrain-GP, Bahrain International Circuit, Sakhir
09.03. Saudi-Arabien-GP, Jeddah Corniche Circuit, Dschidda
24.03. Australien-GP, Albert Park Circuit, Melbourne
07.04. Japan-GP, Suzuka International Racing Course, Suzuka
21.04. China-GP, Shanghai International Circuit, Shanghai
05.05. Miami-GP, Miami International Autodrome, Miami
19.05. Emilia Romagna-GP, Autodromo Enzo e Dino Ferrari, Imola
26.05. Monaco-GP, Circuit de Monaco, Monte Carlo
09.06. Kanada-GP, Circuit Gilles Villeneuve, Montreal
23.06. Spanien-GP, Circuit de Barcelona-Catalunya, Montmeló
30.06. Österreich-GP, Red Bull Ring, Spielberg
07.07. Großbritannien-GP, Silverstone Circuit, Silverstone
21.07. Ungarn-GP, Hungaroring, Budapest
28.07. Belgien-GP, Circuit de Spa-Francorchamps, Spa
25.08. Niederlande-GP, Circuit Zandvoort, Zandvoort
01.09. Italien-GP, Autodromo Nazionale di Monza, Monza
15.09. Aserbaidschan-GP, Baku City Circuit, Baku
22.09. Singapur-GP, Marina Bay Street Circuit, Singapur
20.10. Austin-GP, Circuit of the Americas, Austin
27.10. Mexiko-GP, Autódromo Hermann Rodríguez, Mexiko-Stadt
03.11. Brasilien-GP, Autódromo José Carlos Pace, Interlagos
23.11. Las Vegas-GP, Las Vegas Street Circuit, Las Vegas
01.12. Katar-GP, Losail International Circuit, Doha
08.12. Abu Dhabi-GP, Yas Marina Circuit, Yas Island

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