Trauer in den USA: Rennlegende Al Unser ist tot

Von Mathias Brunner
Im Alter von 82 Jahren ist die US-amerikanische Rennlegende Al Unser gestorben. Nur er, A.J. Foyt, Rick Mears und Hélio Castroneves konnten das legendäre Indy 500-Rennen vier Mal gewinnen.

Neuer Schicksalsschlag für die Renn-Dynastie Unser: Im Mai 2021 war Bobby Unser verstorben, nun ist auch sein Bruder Al tot, er wurde 82 Jahre alt. Al Unser musste 2005 erstmals ein Tumor an der Leber entfernt werden, in den vergangenen Jahren kränkelte der ehemalige Rennfahrer, nun hat er den Kampf gegen den Krebs verloren. Zusammen mit A.J. Foyt, Rick Mears und Hélio Castroneves war Al ein Vierfach-Sieger des grössten Autorennens der Welt, dem legendären Indy 500.

Im Gegensatz zu seinem Bruder Bobby, der sich in der Formel 1 versucht hat, war Al nie am Sprung nach Europa interessiert. «Ich war immer glücklich mit meiner Karriere in Amerika», hat er mir einmal gesagt, «ich fand nie, dass mir etwas fehlt, wenn ich auf die Formel 1 verzichte. Ausserdem wollte ich nicht wie Mario Andretti ständig zwischen den USA und Europa hin und her jetten.

Der stille Al begann seine Rennkarriere im Jahre 1957, im Alter von 18 Jahren, im heimischen Albuquerque (New Mexico). Er kletterte die damals klassische Rennleiter hoch – Midgets, Roadster, Sprint-Cars, IndyCars. Wie Bobby war Al ein Meister auf der grandiosen Bergrennstrecke von Pikes Peak.

Schon 1965 trat Al Unser erstmals auf dem Indianapolis Motor Speedway an. Er wurde aus der letzten Startreihe Neunter. Zwei Jahre später war nur A.J. Foyt noch schneller, 1970 gewann er das 500 zum ersten Mal.

Von 1964 bis 1993 trat Al Unser zu 322 IndyCar-Rennen an, er konnte 28 Mal von Pole-Position starten, stand 97 Mal auf dem Siegerpodest, also im Schnitt bei fast jedem dritten Rennen, er gewann 39 Mal.

Er wurde USAC-Champion 1970 sowie CART-Champion 1983 und 1985. Zeitweise fuhr er gegen seinen Sohn «Little Al», den er im Duell auch gnadenlos zur Seite räumte, wenn es um den Sieg ging. Der junge Al hat einmal gesagt: «Er lehrte mich alles, was ich weiss. Aber er lehrte mich nicht alles, was er weiss.»

Den Meistertitel 1985 holte Al senior vor seinem Sohn Al junior.

Beim Indy 500 gewann Unser 1970, 1971, 1978 und 1987. Der vierte Sieg war der vielleicht bemerkenswerteste von allen: Unser begann den Indy-Monat Mai ohne Cockpit, in der zweite Woche war er nur noch an der Rennstrecke, um seinem Sohn Al zu helfen, der Probleme mit dem Handling seines Wagens hatte.

Dann fuhr Danny Ongais in die Mauer, und Teamchef Roger Penske fragte Al Unser senior, ob er einspringen könnte. Aber es fehlte an einem Chassis, denn der Penske PC-16 hatte sich als nicht konkurrenzfähig erwiesen, und Roger Penske hatte für die Stammfahrer Rick Mears und Danny Sullivan nur zwei alte March loseisen können.

Die Lösung: Man holte einen alten Rennwagen, der in einem Sheraton-Hotel ausgestellt war, und machte ihn rennfit. Unser fuhr mit diesem Aussstellungsfahrzeug zum Sieg, im Alter von 47 Jahren und 360 Tagen, das ist Indy-Rekord.

1994 erklärte «Big Al» seinen Rücktritt, bis heute hält er den Rekord für die meisten Führungsrunden in Indianapolis (644).

Al Unser ist der einzige Fahrer, der einen Bruder und einen Sohn hatte, der ebenfalls das Indy 500 gewinnen konnte.

Unser zeigte mit zahlreichen Siegen auf herkömmlichen Rennstrecken, dass er vom Können her leicht den Sprung in die Formel 1 hätte schaffen können. Beim nicht zur WM zählenden «Questor Grand Prix» von 1971 (mit Formel-1- und IndyCar-Autos) sass Unser in einem nicht konkurrenzfähigen Lola.

Mehrfach-Sieger beim Indy 500

4 Siege
A.J. Foyt (USA): 1961, 1964, 1967, 1977
Al Unser sr. (USA): 1970, 1971, 1978, 1987
Rick Mears (USA). 1979, 1984, 1988, 1991
Hélio Castroneves (BR): 2001, 2002, 2009, 2021

3 Siege
Louis Meyer (USA): 1928, 1933, 1936
Wilbur Shaw (USA): 1937, 1939, 1940
Mauri Rose (USA): 1941, 1947, 1948
Johnny Rutherford (USA): 1974, 1976, 1980
Bobby Unser (USA): 1968, 1975, 1981
Dario Franchitti (GB): 2007, 2010, 2012

2 Siege
Tommy Milton (USA): 1921, 1923
Bill Vukovich (USA): 1953, 1954
Rodger Ward (USA): 1959, 1962
Gordon Johncock (USA): 1973, 1982
Emerson Fittpaldi (BR): 1989, 1993
Al Unser jr. (USA): 1992, 1994
Arie Luyendyk (NL): 1990, 1997
Dan Wheldon (GB): 2005, 2011
Juan Pablo Montoya (COL): 2000, 2015
Takuma Sato (J): 2017, 2020

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Nachbehandlung mit dem Doktor: Japan

Dr. Helmut Marko
Exklusiv auf SPEEDWEEK.com: Dr. Helmut Marko, Motorsport-Berater von Red Bull, analysiert den jüngsten Grand Prix. Diesmal: Suzuka, ein fast perfektes Rennen, und warum wir keinen Stress haben.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Fr.. 19.04., 08:30, Eurosport 2
    Motorradsport: 24-Stunden-Rennen Bol d'Or
  • Fr.. 19.04., 09:10, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Fr.. 19.04., 09:15, ServusTV
    Formel 1: Großer Preis von China
  • Fr.. 19.04., 09:25, Schweiz 2
    Formel 1: Großer Preis von China
  • Fr.. 19.04., 09:30, ServusTV
    Formel 1: Großer Preis von China
  • Fr.. 19.04., 10:15, ServusTV
    Formel 1: Großer Preis von China
  • Fr.. 19.04., 10:15, Hamburg 1
    car port
  • Fr.. 19.04., 10:30, Motorvision TV
    4x4 - Das Allrad-Magazin
  • Fr.. 19.04., 11:55, Motorvision TV
    Bike World
  • Fr.. 19.04., 13:55, Sky Cinema Classics SD
    Steve McQueen: The Lost Movie
» zum TV-Programm
6