Liqui Moly IntactGP: 2023 mit Schrötter und Tulovic?
In der aktuellen Moto2-WM-Saison tritt der Memminger Rennstall mit Marcel Schrötter und Rookie Jeremy Alcoba an. Ob der WM-Siebte aus Pflugdorf nächstes Jahr eine weitere Saison beim Liqui-Moly-Team bestreiten wird, ist offen. Denn Schrötter kündigte im vergangenen Winter an, er könne sich nicht vorstellen, auch mit 30 Jahren noch Moto2 zu fahren. Der Bayer wird am 2. Januar 30 Jahre alt und ist im Sommer 2012 bei Bimota in die Moto2-WM eingestiegen.
Schrötter und sein Manager Michael Kories haben in den letzten Wochen kein Geheimnis daraus gemacht, dass sie mit einem Wechsel in die Superbike-WM liebäugeln. Dort könnte «Cely» beim Bonovo action BMW-Team den Platz übernehmen, den sein Kumpel Jonas Folger 2021 in der SBK innehatte.
Kories berichtete aber jetzt auf Nachfrage von SPEEDWEEK.com: «Im Moment ist noch alles offen, selbstverständlich ist auch Intact eine Option. Wir hatten in Assen ein gutes Gespräch mit dem Team und wollen uns mit der Entscheidung Zeit lassen bis nach dem Silverstone-GP.»
Das passt auch zu den Plänen von Jürgen Lingg, dem Technical Director, Teamteilhaber und Teamprinzipal bei Intact. «So können wir schauen, ob Marcel nach der Sommerpause wieder an die Form der letzten Wochen anknüpfen kann.»
Aber was passiert, wenn sich Schrötter für die Superbike-WM entscheidet? Lingg: «Marcel ist natürlich schon interessant für uns, so wie er jetzt die Leistungen bringt. Aber wenn er Superbike fahren will, ist es ihre Entscheidung. Das respektieren wir dann auch. Wir haben uns inzwischen auch ein bisschen umgehört, und es gibt natürlich gute Optionen. Wir haben immer noch Lukas Tulovic, der in der Moto2-EM gut performt. Es gibt auch noch andere Möglichkeiten. Die ganzen Moto3-Fahrer wollen aufsteigen. Fahrer wie Masia, Garcia und Sasaki haben Interesse. Die meisten werden wieder in der Moto3 unterschreiben, denke ich. Deshalb haben wir noch nicht konkret mit ihnen verhandelt. Wir haben aus Rücksicht auf Marcel bisher nur oberflächliche Gespräche mit ihnen geführt. Auch der australische EM-Pilot Senna Agius ist schnell. Auf ihn haben wir auch ein Auge geworfen.»
Aber der aus dem australischen Liverpool im Bundesstaat New South Wales stammende Agius wird erst am 9. Juni 2023 den 18. Geburtstag feiern. Er darf also nur in die WM aufsteigen, wenn er Tulovic 2022 noch den Moto2-EM-Titel wegschnappt. «Uns wäre lieber, wenn der Lukas die Europameisterschaft gewinnen würde», betont Lingg.
In der Moto2-EM führt Tulovic momentan mit 136 zu 106 Punkten vor Agius. Der Eberbacher hat in sechs Rennen drei Siege und drei zweite Plätze errungen. Verfolger Agius steht bei zwei Siegen, zwei zweiten Plätzen, einem dritten Rang und einem Nuller.
Auch das Selektions-Komitee (IRTA, Dorna, FIM) will beim einzigen deutschen Moto2-Team natürlich gerne deutsche Fahrer sehen. «Dorna-Sportdirektor Carlos Ezpeleta ist alles andere als begeistert, wenn wir mit zwei spanischen Fahrern fahren», verriet Jürgen Lingg.
Deshalb hat der aktuelle Moto2-Pilot Jeremy Alcoba noch keine verbindliche Zusage für 2023. Lingg: «Ich habe ihm gesagt, dass ich bei den letzten paar Rennen nicht zufrieden war mit ihm. Es muss eine Steigerung kommen; ich kann ihm im Moment für das nächste Jahr noch nichts versprechen. Wenn er wieder in die Spur kommt, können wir uns eine zweite Saison mit ihm vorstellen.»
Im Idealfall wird Intact jedoch mit Schrötter und Tulovic antreten.
Die Liqui-Moly-Mannschaft weiß aber aus der Vergangenheit, dass in den Medien mehr berichtet wird und die deutschen Sponsoren mit deutschen Piloten mehr anfangen können als mit Italienern oder Spaniern.
Werden die Intact-Verantwortlichen also alles tun, um Schrötter eine weitere Moto2-Saison schmackhaft zu machen? Wird man auch bei der Gage noch ein Schippchen drauflegen?
«Auf jeden Fall. Vielleicht werden wir ja 2023 sogar zwei deutsche Moto2-Fahrer haben», bemerkte Lingg. «Wir merken es jetzt bei der Publicity. Wenn der Marcel so gut fährt, haben wir in den Medien viel mehr Aufmerksamkeit als bei Jeremy Alcoba. Was der macht, interessiert niemanden. Im Moment haben wir andere Prioritäten. Wir möchten eigentlich mit Marcel weitermachen, wenn er das auch will. Sie müssen sich entscheiden, was sie machen. Ich verstehe es auch, wenn er in die Superbike-WM geht. Das wäre nachvollziehbar.»
Am Geld sollte es nicht scheitern, lässt Jürgen Lingg durchblicken. «Ich denke, das haben wir alles im Griff», sagt er. «Wir können ihm den neuen Vertrag auch finanziell schmackhaft machen.»
Die Moto2-WM-Piloten bei Intact
2013: Cortese
2014: Cortese
2015: Cortese
2016: Cortese, Folger
2017: Cortese, Schrötter
2018: Schrötter, Vierge
2019: Schrötter, Lüthi
2020: Schrötter, Lüthi
2021: Schrötter, Arbolino
2022: Schrötter, Alcoba