Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

KTM Tech3: Abschied von Öncü, aber zwei neue Talente

Von Günther Wiesinger
Das Red Bull-KTM-Tech3-Team tritt 2023 mit einer neuen Fahrerpaarung an – mit Holgado und Farioli. Teamchef Poncharal hätte zwar gern mit Öncü weitergemacht, aber der Türke kehrt in der Pierer-Gruppe zum Ajo-Team zurück.

Das Red Bull KTM Tech3-Team beteiligt sich seit 2020 an der Moto3-Weltmeisterschaft, denn nach 2019 ist KTM als Motorradhersteller aus der Moto2-WM ausgestiegen, dadurch wurde der Klassenwechsel nötig. Seit drei Jahren ist der Türke Deniz Öncü fixer Bestandteil der Tech3-Mannschaft, doch der aktuelle WM-Fünfte wurde von den Verantwortlichen der Pierer Mobility AG in die Siegertruppe von Aki Ajo befördert, wo er neben Supertalent José Antonio Rueda fahren wird, der 2022 die JuniorGP gewonnen hat, also Junioren-Weltmeister wurde. Deniz und Zwillingsbruder Can Öncü haben bei Ajo schon 2018 die Junioren-WM bestritten, Can 2019 auch seine erste Moto3-WM. Deniz sprang damals mehrmals als Ersatzfahrer für den Bruder ein.

«Ich bedaure es, dass uns Deniz verlassen wird, denn er kann 2023 Weltmeister werden», hielt Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Gleichzeitig freue ich mich über die Verpflichtung von Dani Holgado, der im letzten Saisondrittel 2022 stärker und stärker geworden ist. Er sollte ja schon 2022 in unserem Team fahren, dieser Plan hat sich dann aber im Herbst 2021 noch zerschlagen.»

Der Grund: Die Familie von Moto2-Vizeweltmeister Raúl Fernández pochte vor einem Jahr auf eine fixe Verpflichtung von Adrián Fernández, der 2021 im Husqvarna-Moto3-Team nur selten positiv in Erscheinung getreten war.

Motorsport-Direktor Pit Beirer wollte ihn deshalb im BOE-KTM-Team fahren lassen, bis Ausnahmekönner David Muñoz im Mai dort alt genug gewesen wäre, um das Motorrad zu übernehmen.
Doch Vater Carlos und das Raúl-Fernández-Management forderten unmissverständlich einen Stammfahrer-Vertrag. Und da Rául bei Tech3 die MotoGP-WM bestritt, wurde auch der jüngere Bruder ins französische Team integriert

Übrigens: Adrián hat bei Tech3-KTM in diesem Jahr bisher 41 Punkte gesammelt, er ist WM-20. und hat für 2023 keinen WM-Platz mehr gefunden.

Die Moto3-Piloten von Red Bull-KTM-Tech3

2020: Ayumu Sasaki, Deniz Öncü
2021: Ayumu Sasaki, Deniz Öncü
2022: Deniz Öncü, Adrián Fernández
2023: Daniel Holgado, Filippo Farioli

Wegen der vielen Teams, Marken und Talente kommt es innerhalb der Pierer Mobility AG in den letzten Jahren immer wieder zu personellen Änderungen der Fahreraufgebote. Schon vor einem Jahr wurde Ayumu Sasaki von Tech3 zu Husqvarna transferiert, wo er jetzt um den dritten WM-Rang kämpft.

Doch Hervé Poncharal blickt auf das große Bild. «Wenn Stefan Pierer als Firmenchef Wünsche äußert, dann kommt man ihnen gerne nach», hält Poncharal fest.

Denn auch der Moto2-Ausstieg von KTM machte Sinn, es konnte dann mehr Geld und Manpower in die MotoGP-Entwicklung gesteckt werden.

Das Tech3-KTM-Team gewann dann 2020 mit Miguel Oliveira nach fast 20 Jahren erstmals zwei MotoGP-Rennen.

Zur Erinnerung: Pierer kam mit GASGAS 2021 in die Moto3, ein Jahr später in die Moto2, nächstes Jahr wird Poncharal das MotoGP-Team von GASGAS mit Pol Espargaró und Augusto Fernández leiten.

Und Husqvarna wurde von den Österreichern 2020 in die Moto3-WM zurückgebracht, 2023 ist dieses Fabrikat mit der Liqui Moly-Truppe (Lukas Tuluvic, Darryn Binder) auch in der Moto2 am Start.

Das Red Bull-Tech3-KTM wird also mit Daniel Holgado antreten, mit dem Junioren-Weltmeister von 2021, dazu mit Filippo Farioli, dessen Familie seit Jahrzehnten als erfolgreicher KTM-Importeur in Italien fungiert.

Farioli ist ein gutes Beispiel dafür, dass bei der Pierer-Gruppe die Talente oft unten den Marken KTM, GASGAS und Husqvarna verschoben werden. Denn der Italiener hat die JuniorGP 2022 im GASGAS-Junior-Team von Aspar Martinez bestritten und auf dem dritten Gesamtrang beendet. Beim Finale in Valencia gelang ihm am Wochenende ein 3. und ein 2. Platz. Im Red Bull-Rookies-Cup liegt er vor den letzten zwei Rennen an neunter Stelle.

Holgado ist einiges zuzutrauen: Er hat 2022 als Rookie bereits neun Top-Ten-Ergebnisse erzielt und sich auf den elften WM-Rang vorgearbeitet.

Das Moto3-Startfeld 2023 (vorläufig)

Rivacold Snipers Honda:
Romano Fenati, Matteo Bertelle

Angeluss MTA Team:
Stefano Nepa, Ivan Ortolá

CFMoto Racing PrüstelGP:
Xavier Artigas, Joel Kelso

Vision Track Racing Team Honda:

Scott Odgen, Joshua Whatley

Red Bull KTM Tech3:
Daniel Holgado, Filippo Farioli

Red Bull KTM Ajo:
Deniz Öncü, José Antonio Rueda

Leopard Honda Racing:
Jaume Masia, Tatsuki Suzuki

Aspar GASGAS Team:
Ryusei Yamanaka, David Alonso

SIC58 Squadra Corse Honda:

Kaito Toba, Riccardo Rossi

Liqui Moly Husqvarna Factory:
Ayumu Sasaki, Colin Veijer

BOE Motorsports KTM:

David Munõz, Ana Carrasco

Honda Team Asia:

Mario Aji, Tayo Furusato

CIP Green Power KTM:

Lorenzo Fellon, David Salvador

MT Helmets-MSi KTM:
Diogo Moreira, Syarifuddin Azman

Das Moto3-Startfeld 2022

Rivacold Snipers Honda Team: Alberto Surra, Andrea Migno
Angeluss MTA KTM Team: Stefano Nepa, Ivan Ortolá
CF Moto Racing PrüstelGP: Xavier Artigas, Carlos Tatay
Vision Track Racing Team Honda: Scott Odgen, Joshua Whatley
Red Bull KTM Tech3: Deniz Öncü, Adrián Fernández
Red Bull KTM Ajo: Daniel Holgado, Jaume Masia
Leopard Honda Racing: Dennis Foggia, Tatsuki Suzuki
GASGAS Team: Sergio Garcia, Izan Guevara
SIC58 Squadra Corse Honda: Riccardo Rossi, Lorenzo Fellon
QJMotor Avintia Racing KTM: Elia Bartolini, Nicola Carraro
Sterilgarda Max Racing Husqvarna: Ayumu Sasaki, John McPhee
BOE Motorsports KTM: David Munõz, Ana Carrasco
Honda Team Asia: Mario Aji, Tayo Furusato
CIP Green Power KTM: Kaito Toba, Joel Kelso
MT Helmets-MSi: Ryusei Yamanaka, Diogo Moreira

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